
Friedländer, ein Überlebender des Holocaust, ist verstorben
Die Margot Friedländer Stiftung hat mit Bedauern den Tod von Margot Friedländer bekannt gegeben. In einer offiziellen Mitteilung äußerte die Stiftung: „Mit ihrem Tod verliert Deutschland eine bedeutende Stimme der Zeitgeschichte.“ Friedländer, die aus einer jüdischen Familie stammte und während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde, kehrte nach über sechs Jahrzehnten im Exil in New York erst im hohen Alter nach Deutschland zurück.
Friedländer trat noch am Mittwoch in Berlin öffentlich auf. Bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am 7. Mai 2025 sprach sie ihre letzten Worte: „Für Euch. Seid Menschen. Das ist es, was ich Euch bitte zu tun: Seid Menschen!“ Diese Botschaft unterstrich ihre unermüdliche Botschaft für Menschlichkeit und Versöhnung, wie die Stiftung in ihrer Traueranzeige erinnerte.
Ehren und Errungenschaften
Im Laufe der Jahre erhielt Friedländer zahlreiche Ehrungen und wurde weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. „In großer Dankbarkeit verneigen wir uns vor ihrem eindrucksvollen Lebenswerk“, betonte die Margot Friedländer Stiftung. Ihr Leben und Wirken sind für die Stiftung sowohl Vorbild als auch Verpflichtung.
Friedländer wurde 1921 geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden aus Berlin deportiert und im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Dank der Hilfe vieler Menschen konnte sie zunächst untertauchen, wurde jedoch festgenommen und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte, während andere Mitglieder ihrer Familie dem Holocaust zum Opfer fielen. Nach dem Krieg emigrierte sie in die USA, kehrte jedoch 2019, nach dem Tod ihres Mannes, mit fast 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück. Trotz der schweren Erfahrungen erklärte sie einmal: „Hass ist mir fremd.“ 2023 wurde sie zur Ehrenbürgerin Berlins ernannt.
Reaktionen auf den Tod
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich betroffen über den Tod Friedländers und betonte: „Die Nachricht vom Tode Margot Friedländers erfüllt mich mit tiefer Trauer. Sie hat unserem Land Versöhnung geschenkt – trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten.“ Steinmeier sieht Friedländers Vermächtnis als wichtige Mahnung, insbesondere in Zeiten, in denen die Demokratie bedroht sei und Antisemitismus wieder offen zutage trete.
Der neue Kanzler Friedrich Merz (CDU) würdigte Friedländer auf der Plattform X als „eine der stärksten Stimmen unserer Zeit: für ein friedliches Miteinander, gegen Antisemitismus und Vergessen“. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hob Friedländers Engagement in Schulen und Universitäten hervor, das in der Gesellschaft unvergessen bleiben werde.
Friedländer hätte am Freitag das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten sollen, doch dieser Termin wurde abgesagt. Auch an der Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am Donnerstag konnte sie nicht mehr teilnehmen.
Der Präsident des deutschen Zentralrats der Juden, Josef Schuster, betonte, Friedländer habe das Menschsein zu ihrem zentralen Anliegen gemacht und eine Gesellschaft ohne sie sei kaum vorstellbar. Auch der World Jewish Congress würdigte ihren unerschütterlichen moralischen Mut und bezeichnete sie als eine Stimme der Erinnerung für kommende Generationen.
Quelle: https://orf.at/stories/3393023/
